Geschichte & Konzept

Die kurze Geschichte der Phänomenta

Angeregt durch die Entwicklung in den Vereinigten Staaten begann Prof. Dr. Lutz Fiesser in den 1980er Jahren am Institut für Physik und ihre Didaktik der Universität Flensburg, die Wirksamkeit einfacher interaktiver Stationen zu überprüfen. Es wurde damit ein Ansatz konkretisiert, der keineswegs neu war. Francis Bacon (1561-1626) beschrieb in seinem utopischen Roman "New Atlantis" bereit ein Haus, in dem die Menschen die Phänomene der Welt erkunden und zu ihrer eigenen Erfahrung machen konnten. Auch viele Pädagogen haben immer wieder den Vorrang der unmittelbaren Erfahrung gefordert. Eine wichtige Grundlage der PHÄNOMENTA bilden die Arbeiten von Martin Wagenschein.

Die Einrichtung der Phänomenta in den Räumen der Universität wurde begleitet durch umfangreiche Forschungsarbeiten. Aus deren konkreten Umsetzungen konnten neue interaktive Exponate entwickelt werden, die auf den Fluren aufgestellt wurden. Der Erfolg der Ausstellung legte es nahe, eigene Räume zu suchen. Mit Unterstützung des Landes und der Stadt Flensburg wurde ein historischer Kaufmannshof hergerichtet und im September 1995 mit den Experimenten aus der Hochschule vollständig bezogen. Die steigenden Besucherzahlen und punktuelle Förderung machten eine Weiterentwicklung der PHÄNOMENTA durch den Erwerb von Nachbarhäusern möglich. Die Ausstellung wird von einem Verein getragen.

Im Jahr 2008 ist die PHÄNOMENTA noch einmal entscheidend erweitert worden: Die Ausstellungsfläche hat sich deutlich vergrößert, ein neuer Servicebereich und neue Gruppen- und Schulungsräume sind entstanden. Eingebunden in ein attraktives architektonisches Konzept bildet die Erweiterung einen weiteren Schritt für die Entwicklung der PHÄNOMENTA zu einem umfassenden Science Center, das sich auf wissenschaftlicher Basis im Bereich naturwissenschaftlich-technischer Bildung engagiert und sich einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Vom Staunen zum Denken

Auf über 2.400 Quadratmetern findet ihr eine Vielzahl interaktiver Stationen, die zum Experimentieren einladen. Dem pädagogischen Ansatz entsprechend gibt es an den Experimenten keine weiterführenden Informationen. Es findet sich dort vielmehr eine Frage oder ein Hinweis, um eigene Handlungen anzuregen: Die eigene, unmittelbare Erfahrung und der eigene Lernprozess durch spielerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen soll im Vordergrund stehen. Und es macht Spaß, sich einer Sache zu widmen, die man in ihren Zusammenhängen und Abhängigkeiten zuerst noch nicht ganz durchschaut hat. Betreuer und Betreuerinnen helfen dabei jederzeit gerne bei Fragen und geben Tipps zum Verständnis des Phänomens.

In den vielen kleinen Räumen des ehemaligen Kaufmannshofes und in den großzügig gestalteten, modernen Räumen des Neubaus können Versuche zur eigenen Wahrnehmung, zur Mechanik, Optik und zu vielen anderen Themen durchgeführt werden. Es gibt keinen Lehrpfad: Im Mittelpunkt stehen die einzelnen Stationen, die es allein oder in einer kleinen Gruppe zu erkunden gilt.

Ist man einem Phänomen auf die Spur gekommen, wurde ein Zusammenhang, ein "Gesetz" aufgedeckt oder eine ungewöhnliche Erfahrung gemacht, dann hat sich der Besuch in der PHÄNOMENTA auf jeden Fall gelohnt. Meist erinnern sich Kinder und Jugendliche - aber auch Erwachsene - sehr lange an die Phänomene, an die eigenen Handlungen und Erkenntnisse.

Insofern versteht sich die PHÄNOMENTA in erster Linie nicht als eine belehrende oder informierende Einrichtung. Sie will der Neugier Raum geben und zeigen, wie naturwissenschaftlich-technische Phänomene selbstständig erfolgreich erschlossen werden können.

Wenn schließlich der Besuch bewusst machen konnte, dass die Beschäftigung mit Themen aus Naturwissenschaft und Technik Spaß machen kann, wenn die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse zum Gesprächsthema wurden, dann hat sich der Ausflug in die PHÄNOMENTA sicher gelohnt.